Karriere Südwestfalen

Studie von IHK und FoKoS: Was erwarten Studierende von ihren zukünftigen Arbeitgebern?

„Studierende der Universität Siegen nehmen bei der Fachkräftesicherung in der Region eine Schlüsselrolle ein. Unternehmen sind gut beraten, sich bei ihnen als attraktiver Arbeitgeber anzubieten und ihre Erwartungen an den ersten Arbeitsplatz ernst zu nehmen“, bringt IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster die Zielsetzung der Studie auf den Punkt. Sie ist das Ergebnis einer Befragung, die von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen in Kooperation mit dem Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ (FoKoS) der Universität Siegen unter der Leitung von PD Dr. Uwe Hunger und Dr. Stefan Metzger durchgeführt wurde. Mehr als 1700 Siegener Studierende nahmen an der Umfrage teil.

Diese wurden danach befragt, welche Wünsche sie hinsichtlich des zukünftigen Arbeitsplatzes haben, nach welchen Kriterien sie ihn auswählen und worauf sie dabei besonderen Wert legen.

„Die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe gehören zwar zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands, sie sind aber auch deutlich von den Konsequenzen des demografischen Wandels und der Abwanderung junger Menschen betroffen. Das macht die Suche nach hochqualifizierten Fachkräften nicht einfacher. Mit der nun vorgelegten Studie geben wir den regionalen Unternehmen Handlungsempfehlungen an die Hand, mit denen sie sich insbesondere für die Rekrutierung von jungen Akademikern – aber sicherlich auch im Hinblick auf dual ausgebildete Nachwuchskräfte – noch attraktiver aufstellen können“, stellt Fenster fest.

Jedes Unternehmen sollte Alleinstellungsmerkmale und ein positives Profil für die Personalarbeit entwickeln und vermarkten. „Das gilt gerade auch für die Rekrutierung und die Bindung von jungen akademischen Nachwuchskräften“, betont Dr. Stefan Metzger vom FoKoS. „Besonderen Wert legen die befragten Studierenden auf einen sicheren Arbeitsplatz mit Entwicklungsperspektive, eine erfüllende Tätigkeit sowie eine gute Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben, vor allem durch zeitliche Flexibilität. Weiterhin ist ihnen ein positives Betriebsklima, ein wertschätzender Umgang mit den Mitarbeitern und eine faire Entlohnung wichtig“, fasst Metzger die wesentlichen Ergebnisse der Studie zusammen.

Die Nachwuchskräfte möchten als Neueinsteiger ernst genommen werden, ihre Ideen einbringen können und ein regelmäßiges Feedback erhalten. Dies gelte auch für ausländische Studierende und Fachkräfte mit Migrationshintergrund. „Den Studierenden geht es weniger um Freizeit- oder Sportmöglichkeiten am Arbeitsplatz oder im direkten Arbeitsumfeld. Vielmehr möchten sie den Arbeitsalltag mit den Anforderungen ihres Privat- und Familienlebens vereinbaren können“, so Metzger. Gerade weil die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben längst ineinandergreifen, wäre es hilfreich, wenn die Arbeitgeber bereits für sich (neu) definieren, was für sie „Work-Life-Balance“ bedeutet und wie sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen können, gerade auch bei Elternzeit und Kinderbetreuung.

Daran anknüpfend erwarteten die Studierenden von ihren zukünftigen Arbeitgebern eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit. Ein ganz wichtiger Aspekt sind dabei Gleit- und Teilzeittätigkeiten. Aber auch Homeoffice-Modelle gehören dazu. Ganz entscheidend sei ihnen die zeitliche Souveränität, ob und wann sie außerhalb der Arbeitszeit dienstlich erreichbar sind. Natürlich spiele ebenso das Geld für die jungen Menschen eine wichtige Rolle. Sie wünschen sich eine faire, angemessene Bezahlung und orientieren sich dabei am Tariflohn. Im direkten Vergleich spielten die Faktoren „Art der Tätigkeit“ und „Betriebsklima“ aber die größeren Rollen als die finanzielle Vergütung.

„Insgesamt sollten Unternehmen die Arbeitgeberattraktivität authentisch leben und diese breit kommunizieren“ ergänzt Stephan Jäger, IHK-Leiter des Referates Arbeitsmarkt, Konjunktur und Statistik. „Also ‚Tue Gutes und rede darüber!‘. Der Unternehmenshomepage kommt dabei eine herausragende Rolle zu“, so Jäger weiter.

Für viele Betriebe sei es überhaupt erst einmal wichtig, sich bei den regionalen Studierenden als attraktiver Arbeitgeber und „Anbieter“ von guten Beschäftigungsperspektiven für Akademiker einen Namen zu machen. Aus früheren IHK-Studien sei bekannt, dass ein Großteil der Studierenden die vielen erfolgreichen Unternehmen mit Karrierechancen auch für Akademiker kaum kennen. „Die Betriebe müssen direkt und aktiv auf die Studierenden zugehen, um ihnen attraktive Arbeitsplätze aufzuzeigen und ihre Erwartungen dafür ernst zu nehmen. Etwa beim Besuch von Studierendenvereinen und Jobmessen, wie zum Beispiel dem Wirtschafts- und Ingenieurtag an der Universität, Semesterauftaktveranstaltungen u. v. m. „Die persönliche Ansprache ist wichtiger als die sozialen Medien“, betont Jäger. Nicht zuletzt seien dabei das Angebot von Praktikumsplätzen und Werksstudierendenstellen gute Möglichkeiten, die jungen Menschen kennenzulernen und als Nachwuchskräfte zu rekrutieren.

Insgesamt deckten sich die Ergebnisse der Siegen-Studie in weiten Teilen mit Erkenntnissen aus unterschiedlichen Vorgängerstudien – etwa mit der IHK-Schülerstudie aus dem Jahr 2013 – und anderen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten zu Arbeitseinstellungen von Jugendlichen. Die IHK Siegen sieht sich damit bei ihren bisherigen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung bestätigt und möchte die Angebote entsprechend ausbauen.

Die Studie kann unter www.ihk-siegen.de abgerufen werden und ist auf Anfrage auch in gebundener Form erhältlich.

Text: IHK Siegen

06. November 2017 06.11.17
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