GEDIA Automotive Group

Mama ist im Home Office

Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen ist nach wie vor ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft. Geänderte Lebensumstände, der Trend zur Kleinfamilie, steigende Lebenshaltungskosten und hohe Trennungsraten fordern ein aktives und gezieltes Planen des eigenen Lebensmodells. Studien bescheinigen uns den Trend eines steigenden Ausbildungsgrades junger Frauen und auch die Rolle und der Anspruch an Väter hat sich vorwiegend vom patriarchalen zum partnerschaftlichen Rollenbild gewandelt. All diese Faktoren beeinflussen insbesondere junge Paare und Familien in ihrer Familien- und Berufsplanung.

„Es gibt keine passende Lösung für alle, aber wir unterstützen jeden unserer Mitarbeiter dabei, einen individuellen Weg zu finden“, so Jürgen Fries, Personalleiter der Gedia Automotive Group in Attendorn. „Individuelle Lösungen statt Patentrezepte“ lautet das Credo bei dem Sauerländer Automotive-Zulieferer, wenn es um personalpolitische Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Ein gelungenes Beispiel für eine solche, individuelle Lösung ist die von Michéle Stade. Die 29-Jährige gelernte technische Zeichnerin wollte kurz nach der Geburt ihres Sohnes in den Job zurück und gerne ein paar Stunden in der Woche weiterarbeiten, um in der Elternzeit etwas hinzuverdienen zu können. Sie wusste aber nicht so genau wie, denn mittlerweile nach Weilerswist (circa 20 Kilometer südlich von Köln) gezogen, erschien die Fahrtzeit an den Standort des Unternehmens bis nach Attendorn als zeitraubendes und wenig lohnendes Unterfangen. Gedia hatte die Lösung. „Frau Stade ist eine ausgezeichnete Fachkraft, wir wollten sie im Unternehmen halten, also haben wir ihr angeboten noch während der Elternzeit auf Teilzeitbasis im Home-Office zu arbeiten“, so Gedia-Personalleiter Jürgen Fries.

„Das Modell klappt einwandfrei“

Gesagt getan, schon wenige Wochen später hatte die junge Mutter von zu Hause aus Zugriff auf das firmeninterne CAD- und EDV-System. Von ihrem Büro aus in Weilerswist konstruiert sie nun verschiedene Komponenten und Baugruppen für die Karosserie an Fahrzeugen. „Das Modell klappt bisher einwandfrei. Wir geben die Aufträge an Frau Stade weiter und sie liefert sie pünktlich ab. Ihre Arbeitszeiten kann sie dabei zu Gunsten der Familie flexibel gestalten“, freut sich Andreas Böhmer, Leiter der Konstruktionsabteilung und direkter Vorgesetzter von Michéle Stade. „Sicherlich“, so Böhmer weiter, „hätte man für die gelernte Fachkraft übergangsweise auch einen Leiharbeiter über ein Konstruktionsbüro einstellen können. Aber man vergesse dabei oft, dass das eigentlich wertvolle Potenzial dem Unternehmen, erst mal verloren ginge. Außerdem nimmt die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter viel Zeit in Anspruch. Gemeinsam mit Michéle Stade haben wir eine Lösung gefunden, die im Hinblick auf die Bedürfnisse beider Seiten nahezu optimal ist.. Allerdings kann man die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten nicht generell jedem Mitarbeiter einräumen.“ Fries ergänzt: „Es müssen in Abhängigkeit von den persönlichen Situationen des Mitarbeiters individuelle Lösungen gefunden werden, die dazu führen, Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Jeder Personalleiter sollte für alle Fälle einen entsprechenden Werkzeugkasten bereit haben.“

Dieser umfasst bei Gedia natürlich nicht nur die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten. Zum Maßnahmenpaket gehören auch verschiedene Gleitzeitmodelle sowie flexible Pausenregelungen für die Mitarbeiter, bis hin zu Vertrauensarbeitszeiten außerhalb der direkten Produktionsbereiche. Zur Motivation der Mitarbeiter tragen am Ende eines positiven Geschäftsjahres attraktive Prämienausschüttungen bei. Regelmäßig werden Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit durchgeführt, dementsprechend gering sei auch die Fluktuationsrate. Jürgen Fries: „Wir sind ein Unternehmen mit Familienattributen, diese Attribute müssen für die Mitarbeiter spürbar werden. Jeder Beschäftigte muss das Gefühl haben, Teil der Gedia-Familie zu sein.“ Und um auch die Identifikation der Rentner mit dem Unternehmen aufrecht zu erhalten, veranstaltet man regelmäßig gemeinsame Treffen oder Ausflugsfahrten, letztens sogar zum Produktionsstandort nach Polen.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Mangels an Fachkräften gehe es doch darum, qualifizierte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, so Fries. Arbeitskräfte im technischen Bereich, speziell gute Werkzeugmechaniker oder Entwicklungsingenieure, seien schon jetzt Mangelware auf dem Markt. Jürgen Fries: „Familienfreundlichkeit verbessert die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften und ist somit für uns ein Wettbewerbsvorteil und ein Erfolgsfaktor zugleich. Solche Maßnahmen steigern die Attraktivität des Arbeitsplatzes, erhöhen die Jobzufriedenheit und vertiefen die Unternehmenskultur.“

Die Gedia-Automotive-Gruppe entwickelt und produziert Karosseriepressteile und Schweißbaugruppen für die Automobilindustrie. Weltweit beschäftigt Gedia mehr als 2500 Mitarbeiter. Am Standort in Attendorn arbeiten derzeit 800 Mitarbeiter, insgesamt 1200 Arbeitskräfte sind in Polen beschäftigt, der Rest verteilt sich auf Produktionsstandorte in Spanien, Ungarn und China. Das Unternehmen wird derzeit in vierter Familiengeneration geführt. Im Geschäftsjahr 2011 wurde ein Jahresumsatz von 400 Millionen Euro erwirtschaftet. Gedia blickt optimistisch in die Zukunft. Aus diesem Grund werden auch die bei dem Unternehmen nach eigener Aussage traditionell hohen Ausbildungszahlen nicht reduziert. Im Gegenteil, im Jahr 2012 so Jürgen Fries, würden zusätzliche Ausbildungsplätze, duale Studienplätze sowie Traineeprogramme angeboten. Nachwuchskräfteentwicklung macht jedoch nur Sinn, wenn gleichzeitig eine entsprechende Anzahl an langjährig erfahrenen Mitarbeitern vorhanden ist. Bei Gedia, so Fries, sei das kein Thema, denn die durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer liege bei durchschnittlich 15 Jahren.

Text: Wirtschaftsreport, IHK
Foto: GEDIA


24. Oktober 2012 24.10.12
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