thema Form- & Federntechnologie GmbH & Co.KG
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Digitalisierung und Automatisierung – Zukunftsthemen, die in Südwestfalen längst gegenwärtig sind

Ein Interview mit Jan Eric Cordes und Philipp Hasenau von thema Form- & Federntechnologie.

Das mittelständische, inhabergeführte Familienunternehmen fertigt in Finnentrop mit 100 Mitarbeitern ein breit gefächertes Sortiment an Federstahlkomponenten für den Maschinen- und Anlagenbau. Digitalisierung und Automatisierung ist für thema-Federn kein Neuland: Schon seit geraumer Zeit setzt sich das Unternehmen mit diesen Themen auseinander. karriere-suedwestfalen.de hat sich mit Jan Eric Cordes, dem internen Projektleiter, und Philipp Hasenau, Betriebsleiter von thema über Digitalisierung und Automatisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt unterhalten.

karriere-suedwestfalen.de: Welche neuen Technologien bzw. konkreten Techniken werden in Ihrem Unternehmen bereits heute eingesetzt? Und was ist in der Planung?

Philipp Hasenau:
Digitalisierung geschieht nicht von heute auf morgen. Schon vor 20 Jahren haben wir begonnen, das papierlose Büro einzuführen. Heute werden alle Arbeitsabläufe mit Hilfe unseres elektronischen Dokumentenmanagementsystems automatisiert und sämtliche Dateien in einem zentralen Dokumentenpool jederzeit verfügbar gemacht. Nahezu alle Prozesse sind digitalisiert und von überall im Unternehmen kann darauf zugegriffen werden. Wenn wir beispielsweise, anstatt mit unserem Dokumentenmanagementsystem zu arbeiten, die Prozesse mit Papierdokumenten etc. abbilden würden, müssten wir hier definitiv zusätzlich Mitarbeiter einstellen, um diesen Aufwand zu bewältigen. Das verschafft uns in vielerlei Hinsicht einen Vorteil, auf Kundenanfragen usw. kann deutlich schneller reagiert werden.

Fortlaufend arbeiten wir daran, unser ERP-System weiterzuentwickeln, je mehr Prozesse hier abgebildet werden, desto effizienter gestaltet sich die Kommunikation und das Zusammenspiel der einzelnen Prozesse im Unternehmen; kaufmännisch und technisch! Zwischen dem ERP-System und dem Dokumentenmanagementsystem gibt es wiederum Schnittstellen.

Jan Eric Cordes:
Aktuell haben wir eine App für die Intralogistik entwickeln lassen. Mitarbeiter können so Verpackungsmaterial, Betriebsmittel oder Material zum Produktionsprozess anfordern. Automatisch bekommt unsere interne Logistik eine Bedarfsmeldung, die dann entsprechend abgearbeitet wird. Ziel ist es, den innerbetrieblichen Materialfluss entlang der Wertschöpfungskette zu optimieren.

Neben der Digitalisierung ist die Automatisierung ein zentrales Thema. Kürzlich sind sogenannte COBOTS (kollaborierende Roboter) angeschafft worden; Mensch und Maschine arbeiten in unmittelbarer Nähe zusammen. So ist es deutlich einfacher, die Roboter aktiv in die Prozesse zu integrieren. Es tun sich ganz neue Perspektiven in Sachen Ergonomie und Arbeitssicherheit auf.

karriere-suedwestfalen.de: Daraus folgend: Sehen Sie die Digitalisierung eher als Chance oder als Risiko für die zukünftige Arbeitswelt?

Jan Eric Cordes:
Wir sehen Digitalisierung als Chance! Grundsätzlich sollte man sich nicht vor neuen Technologien und Möglichkeiten verschließen, die unser Zeitalter mit sich bringt, sondern das Bestmögliche für jeden Einzelnen herausholen. Es ist wichtig, pragmatisch zu denken: Macht es Sinn einen Arbeitsschritt zu digitalisieren oder automatisieren, oder gestalten sich dadurch Prozesse unnötig kompliziert? Hier gilt es, mit den Mitarbeitern zu sprechen und zusammenzuarbeiten. Auch im Zeitalter von Industrie 4.0 spielt der Mensch eine zentrale Rolle und ist die treibende Kraft!
Bei der Abhängigkeit von digitalen Technologien darf jedoch nicht vergessen werden, immer einen „Plan B“ zu haben, sollte die EDV mal ausfallen.

karriere-suedwestfalen.de: Sind durch den Einsatz neuer Technologien bereits neue Jobs geschaffen worden?

Philipp Hasenau:
Neue Jobs im herkömmlichen Sinne sind noch nicht geschaffen worden. Vielmehr werden die Tätigkeitsfelder der Mitarbeiter angepasst und erweitert. Für den aufkommenden Umgang mit EDV erhalten unsere Mitarbeiter beispielsweise interne Schulungen, um neue Technologien in ihren Alltag zu integrieren bzw. sich im neuen Umfeld zurechtzufinden.

Jan Eric Cordes:
Auf der einen Seite gilt es, die jetzigen Mitarbeiter abzuholen. Auf der anderen Seite ist es in Zukunft wichtig, dass z.B. qualifizierte Facharbeiter eine gewisse Weitsicht mitbringen, sowie offen und motiviert sind, sich in einem technologisch anspruchsvollen Umfeld einzubringen und aktiv an Veränderungsprozessen mitarbeiten zu wollen. Weiterhin wird bei uns aber in den klassischen kaufmännischen und technischen Berufen ausgebildet.

karriere-suedwestfalen.de: Was sind Ihrer Meinung nach – grundsätzlich und unternehmensunabhängig betrachtet – Berufe mit Zukunft oder „Zukunftsberufe“?

Jan Eric Cordes:
In Zukunft werden nach wie vor gut ausgebildete Facharbeiter in klassischen Berufsfeldern, wie zum Beispiel Werkzeugmechaniker oder Elektriker benötigt. Das Tätigkeitsfeld wird sich etwas ändern und anpassen. Bei gleichbleibender Entwicklung bezüglich Digitalisierung und Industrie 4.0 sind zunehmend Programmierer, Mechatroniker, Spezialisten für künstliche Intelligenz, IT und Datensicherheit gefragt.

karriere-suedwestfalen.de: Gibt es Berufe, die aufgrund der Digitalisierung und Automatisierung verbessert wurden, z.B. hinsichtlich der körperlichen Arbeit? 

Jan Eric Cordes:
Ja, Automatisierungslösungen und Roboter konnten körperlich belastende oder auch monotone Arbeitsvorgänge bereits erleichtern und reduzieren. Der Belastungsgrad von Mitarbeitern an Produktionsmaschinen wird sich in naher Zukunft deutlich verbessern.

karriere-suedwestfalen.de: Sind oder werden durch Digitalisierung gegebenenfalls auch Berufsgruppen weniger stark benötigt? Sind das vielleicht auch Berufsgruppen, die bereits heute schwierig zu besetzen sind, sodass kein Stellenabbau zustande kommt?

Philipp Hasenau:
Für ein KMU wie wir es sind, ist die Personalfindung in den letzten Jahren zu einer großen Herausforderung geworden. Daher sind die Unternehmen zunehmend gezwungen zu automatisieren. Wir aber wollen mit unserem Personal wachsen, d.h. ein Unternehmenswachstum bei gleicher Mitarbeiterzahl erzielen. Es werden nicht unbedingt neue „Spezialisten“ eingestellt, sondern unsere Mitarbeiter werden vor Ort weiter- und intern ausgebildet.

karriere-suedwestfalen.de: Ein Resümee: Ist bzw. war die digitale Umstellung eine große Herausforderung für Unternehmen und Mitarbeiter?

Philipp Hasenau:
Jede Neuerung ist erstmal eine Umstellung und kann auch auf Gegenwind stoßen, daher ist bei den Veränderungen auch die Motivation der Mitarbeiter gefragt, daran mitzuwirken. Eine höhere Nutzung der IT fordert die Unternehmen, ihre Mitarbeiter rechtzeitig in die Prozesse einzubinden und in vielen Bereichen intern weiterzubilden. Dem Risiko, dass einzelne „auf der Strecke“ bleiben, gilt es entgegenzuwirken.

karriere-suedwestfalen.de: Thema Berufsausbildung: Wie wollen Sie junge Menschen künftig für Ihr Unternehmen gewinnen?

Jan Eric Cordes:
Bei der zunehmend schwieriger werdenden Aufgabe, Auszubildende für sein Unternehmen zu gewinnen, ist es wichtig, an der eigenen Ausbildungsstruktur zu arbeiten. Wir setzen auf eine zeitgerechte Gestaltung unseres Ausbildungssystems. Beispielsweise können die Auszubildenden in einer App ihre Ausbildungsnachweise digital verfassen und entsprechend an die zuständigen Ausbilder zur Kontrolle weiterleiten. Zudem arbeiten wir daran, diese Zielgruppe anzusprechen und durch gezielte Maßnahmen auf die Vorzüge unseres Unternehmens aufmerksam zu machen.

Philipp Hasenau:
Bei unserer Betriebsgröße werden gute Leistungen schnell gesehen und entsprechend honoriert. Jeder hat die Chance sich weiterzuentwickeln. Bestes Beispiel ist da unsere Auszubildende Sarah Terrey. Sie schloss ihre Ausbildung zur Industriekauffrau als Beste im Abschlussjahr 2018 ab.

karriere-suedwestfalen.de: Was würden Sie jungen Menschen für die Berufswahl raten? Wie sollten sie vorgehen?

Philipp Hasenau:
Um sich einen möglichst breitgefächerten Eindruck vom Wunschberuf zu machen, raten wir den Schülern, sich auf Berufsmessen und bei Berufsberatern zu informieren. Darüber hinaus sind aus unserer Sicht Praktika die beste Möglichkeit, Berufe live zu erleben. Die Schüler können den Betrieb und die Mitarbeiter kennenlernen und sich ein eigenes Bild machen. Wir freuen uns immer, wenn uns die Schüler persönlich ansprechen und sich Informationen holen. Momentan suchen wir noch Auszubildende als Industriemechaniker Fachrichtung Instandhaltung für 2019!

karriere-suedwestfalen.de: Was zeichnet thema-Federn als attraktiven Arbeitgeber aus?

Philipp Hasenau:
thema-Federn ist ein mittelständisches Familienunternehmen. Der Gründer und Gesellschafter ist mit fast 80 Jahren noch oft im Betrieb und am technischen Fortschritt in der Firma interessiert. Mit Blick in die Zukunft wird in viele neue Maschinen und Technologien investiert.
Durch flache Hierarchien bleibt viel Raum für Entwicklung, die offene Unternehmenskultur ermöglicht die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Themen Digitalisierung und Automatisierung. Hinzu kommt das breite Produktspektrum, das Abwechslung in die Arbeit bringt. Generell haben wir durch hohe Sozialkompetenz und flache Hierarchien eine geringe Personalfluktuation und eine hohe Chance auf Weiterbildung.


Herzlichen Dank für das Interview.


Bild 1: App für die Intralogistik 
Bild 2: Jan Eric Cordes (l.) und Philipp Hasenau 

 

29. November 2018 29.11.18
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