Ausbildung oder doch lieber Studium? Pro und Contra

Ausbildung oder doch lieber Studium? Pro und Contra

Du hast bald dein Abitur in der Tasche und stehst vor der großen Frage: Ausbildung oder doch lieber Studium? Welche Vorteile hat eine Ausbildung gegenüber dem Studium und wieso könnte das Studium die bessere Wahl sein? Keine leichte Entscheidung! Wir zeigen dir die wichtigsten Fakten zu beiden Varianten im Vergleich, damit dir die Entscheidung hoffentlich etwas leichter fällt.

1. Warum soll ich eine betriebliche Ausbildung machen?

Vor- und Nachteile einer Ausbildung auf einen Blick

Vorteile:

  • Du bekommst sofort eigenes Gehalt: Ab Ausbildungsbeginn bekommst du ein festes Monatsgehalt, das mit den Ausbildungsjahren steigt – so stehst du schneller auf eigenen Beinen und bist unabhängiger von Eltern und Banken.
  • Du steigst direkt in das Berufsleben ein: Eine Ausbildung ist praxisnah: Du kannst das Gelernte aus den theoretischen Blöcken in der Schule direkt im Betrieb anwenden. Zudem bekommst du einen Einblick in das gesamte Unternehmen.
  • Gute Übernahmeperspektiven: Ausgelernte Fachkräfte werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht. Deinem Ausbildungsbetriebliegt in der Regel viel daran liegen, dich im Unternehmen zu halten. Mehr als 70 Prozent der Auszubildenden werden nach der Ausbildung übernommen.
  • Vielfältige Aufstiegschancen: Wenn du dich nach der Lehre weiterentwickeln möchtest, stehen dir zahlreiche Türen offen: Mit verschiedenen Fort- und Weiterbildungen oder auch einem (berufsbegleitenden) Studium, kannst du deine Karrierechancen noch weiter erhöhen.
  • Der Ausbildungszeitraum ist überschaubar: Die meisten dualen Ausbildungsgänge dauern drei Jahre. Wenn du Abitur hast, kannst du deine Ausbildung oftmals auf zwei Jahre verkürzen.

Nachteile:

  • Berufsalltag stellt sich sofort ein: Deine Arbeitszeit setzt sich aus dem Aufenthalt im Unternehmen und dem in der Berufsschule zusammen. Die Regelarbeitszeit entspricht der deines Arbeitgebers, sie kann somit 40 Wochenstunden betragen. Das bedeutet: Weniger Freizeit als in der Schule.
  • Langfristig schlechtere Einkommensperspektiven: Ausgelernt bleiben die Gehaltsaussichten im Durchschnitt niedriger – zumindest ohne weitere Fortbildungen.
  • Weniger Flexibilität und Spielraum bei eigenen Entscheidungen: Die Ausbildungsordnung und die Lehrpläne legen genau fest, welche Inhalte du in welchem Ausbildungsjahr lernst. Alles hat hier seine Ordnung und läuft strukturiert ab. 
  • Wechsel in andere Berufe schwieriger: Durch deine Ausbildung legst du dich auf einen bestimmten Beruf fest. Ausgelernt glänzt du auf deinem Gebiet mit Fachwissen. Du kannst dich auf diesem Gebiet natürlich weiter qualifizieren und hast damit viele Karrieremöglichkeiten. Möchtest du aber in einen völlig anderen Beruf wechseln, kommst du um eine Umschulung nicht herum.

2. Was spricht für ein Studium?

Vor- und Nachteile eines Studiums auf einen Blick

Vorteile:

  • Im Studium kannst du deine Zeit ziemlich frei einteilen: Das Studium zeichnet sich durch ein hohes Maß an Selbstständigkeit aus. Du hast oftmals die freie Wahl: Willst du lieber diesen Kurs oder jenes Seminar? Möchtest du lieber morgens um 8 Uhr oder abends um 18 Uhr eine Vorlesung belegen? Darüber hinaus gibt es keine festen Vorgaben über die Dauer deines Studiums und auch Anwesenheitspflicht gibt es in den wenigsten Fällen. Alles geschieht also in deinem gewählten Tempo.
  • Langfristig bessere Verdienstmöglichkeiten: Noch immer gilt: Wer auf der Karriereleiter ganz weit nach oben will, sollte Akademiker:in werden. Über 90 Prozent der Vorstandsmitglieder:innen in den 100 größten deutschen Unternehmen haben studiert. Schon in der mittleren Führungsebene drängen sich die Uni-Absolventen, Tendenz steigend. Dementsprechend werden Akademiker durchschnittlich auch besser bezahlt.
  • Spätere Berufswege sind weniger festgelegt: Dein langfristiges Berufsziel kannst du noch während des Studiums genauer definieren, du kannst deinen Studienschwerpunkt verlagern und mit entsprechenden Kursen und Vorlesungen eine Spezialisierung anvisieren.
  • Geringeres Risiko von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein: Studien zufolge sind Hochschulabsolventen seltener arbeitslos als geringer Qualifizierte.
  • Du kannst ein Auslandsemester einschieben: Durch einen Auslandsaufenthalt sammelst du wertvolle Erfahrungen, baust interkulturelle Kompetenzen auf und verbesserst natürlich deine Sprachkenntnisse – Eine Erfahrung für´s Leben und eine super Station in deinem Lebenslauf!

Nachteile:

  • Sehr viel Eigeninitiative und Disziplin gefragt: Selbstmanagement ist beim Studium das A und O. Sich alles selbst und frei einteilen zu können klingt verlockend! Ohne das gewisse Maß an Ehrgeiz und Pflichtbewusstsein kann es aber schnell passieren, dass deine Studiendauer sich dadurch in die Länge zieht. Und das musst du deinem zukünftigen Arbeitgeber erklären können.
  • Finanzierung: Bis sich das Studium auszahlt, kann es sein, dass du erst einmal in Vorkasse gehen musst. Eventuelle Studiengebühren, Lebenshaltungskosten und Miete kosten viel Geld. Du hast zwar diverse Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung, wie z. B. Bafög, aber das musst du auch wieder zurück zahlen.
  • Dauer: Die Regelstudienzeit beträgt üblicherweise sechs Semester im Bachelor- und vier Semester im Master-Studium. Das ist aber keine Vorgabe. In manchen Bereichen, wie Medizin oder Jura, dauert das Studium noch länger. Das verzögert natürlich den Start ins Berufsleben.
  • Viel Theorie, wenig Praxis: Beim Studium liegt der Fokus ganz klar auf Theorie. Bis auf ein Pflichtpraktikum in manchen Studiengängen, liegen die Praxiserfahrungen am Ende des Studiums bei so manchem bei null. Um berufliche Erfahrungen zu sammeln, empfehlen wir dir auf jeden Fall freiwillige Praktika zu machen.
  • Berufseinstieg häufig schwieriger: Genau diese fehlende praktische Erfahrung macht einigen Hochschulabsolventen den Einstieg in den Beruf schwierig. Denn viele Unternehmen wünschen sich auch von Absolventen erste Berufserfahrung. Gerade wer sogenannte Orchideenfächer, also seltene Studiengänge, studiert hat, hat es hier schwerer: Solche Fächer orientieren sich selten am realen Arbeitsmarkt, sondern pflegen eher die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem Thema.

Ausbildung oder Studium – Was denn nun?

Karrierepfade sind heutzutage nicht mehr in Stein gemeißelt und die Fülle an beruflichen Möglichkeiten nach dem Abitur scheint endlos. Kein Wunder, dass viele junge Menschen erst einmal nichts als Fragezeichen im Kopf haben, wenn es um die Entscheidung Ausbildung oder Studium geht. Fakt ist: Es gibt es erst mal kein richtig oder falsch.

Du solltest dir – am besten frühzeitig – überlegen, was DU möchtest, was zu dir passt und welcher Job dich glücklich machen könnte.  

Rede mit Freunden und deiner Familie darüber, nutze Jobmessen, auf denen beispielsweise auch Hochschulen vertreten sind und vor allem informiere dich online über deine verschiedenen beruflichen Optionen (wie du es in diesem Moment wahrscheinlich tust). Ganz wichtig: Triff deine eigene Entscheidung! Eltern und Verwandte, die selbst eine Ausbildung gemacht haben, raten deswegen eben dazu, während studierte Eltern eher ein Studium empfehlen. Aber du solltest dich am besten ganz vorurteilsfrei mit dem Thema Ausbildung oder Studium beschäftigen, um den für dich richtigen Weg zu finden.

Und außerdem: Es sagt ja auch niemand, dass man im Laufe des Lebens nicht beides, Ausbildung und Studium, machen kann. Viele Menschen machen erst eine Ausbildung und studieren danach oder manchmal auch umgekehrt. Und auch während des Berufs kannst du dich mit einem Fernstudium oder einem berufsbegleitenden Studium weiterentwickeln, spezialisieren oder neu orientieren.

Zur weiteren Entscheidungsfindung empfehlen wir dir außerdem unseren Artikel Vor- und Nachteile des dualen Studiums, einer Möglichkeit, Studium und Ausbildung direkt zu kombinieren.


03. Oktober 2022 03.10.22
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