Arbeitsmarkt im Wandel: Agentur für Arbeit Siegen stärkt Unternehmen

„Gemeinsam Kraft investieren, um eine gute Zukunft zu schaffen“, das ist die Botschaft, die Stephanie Krömer, Leiterin der Agentur für Arbeit Siegen, die sie und Agentur-Pressesprecherin Nadine El Moussaoui mit zum ontavio-Pressegespräch brachten. Krömer führt den positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt an, „gerade wegen des Mittelstands gibt es eine sehr gute Beschäftigungslage.“ Jedoch beobachtet die Arbeitsmarktexpertin eine leichte Tendenz zum Abwarten: „Da gibt es viele Unsicherheiten, die Rekrutierungsherausforderungen werden größer. Auf der anderen Seite gibt es starke Marktveränderungen, viele Unternehmen sind – einfach gesagt – ‚mit sich selbst beschäftigt‘“.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Agentur für Arbeit Siegen Unternehmen individuell dabei unterstützt, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Transformationen im Schnelldurchlauf

„Standortbestimmung und Arbeitsmarkttransformation müssen gleichzeitig mit einem wachsenden Arbeitskräftemangel bewältig werden. Allein deswegen ist die Beschäftigungssituation gut, denn kein Unternehmen löst sich freiwillig von Arbeitnehmenden. Gut für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ein Kraftakt für die Unternehmen“, fasst die 41-jährige zusammen.

Die Arbeits- und Fachkräftebedarfe werden sich in Zukunft noch drastischer darstellen: „Aufgrund demografischer Veränderungen und der Altersstruktur in den Unternehmen scheiden sehr kompetente Mitarbeitende aus, es droht der Verlust von KnowHow.“ Die Lücken in der Belegschaft seien aktuell nur schwer mit neuen Talenten zu füllen. Die zukunftsentscheidenden Aufgaben: Den Wissenstransfer sicherstellen und die Personalstrategie ausrichten.

Investitionen in die Belegschaft

Die Agentur für Arbeit konzentriert sich auf die Begleitung von Transformationsprozessen in Unternehmen: Die Analyse des aktuellen Personalbedarfs, eine individuelle Arbeitsmarktberatung und vor allem der Blick auf das zukünftig nötige Portfolio. „Wir blicken auf die Altersstruktur, die Arbeitszeit- und die Beschäftigungsmodelle und suchen gemeinsam Antworten auf die Frage, wie eine individuelle Personalstrategie für eine erfolgreiche Zukunft aussehen kann.“ Ein Fokus liege auf den Qualifikationen der aktuellen Belegschaft: Wie muss die Belegschaft aufgestellt sein, mit der ein Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft gehen kann?

Das Qualifizierungschancen-Gesetz ist dabei ein wichtiger Hebel, den die Agentur ansetzen kann, es regelt die Übernahme der Kosten und auch den finanziellen Ausgleich von Ausfallzeiten, die durch Qualifizierungsangebote entstehen. „Das ist ein entscheidendes Transformationsinstrument, denn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich während ihrer Beschäftigung qualifizieren“, so Krömer.

Weiterqualifizierung: Ein Schlüssel für die Entschärfung des Fachkräftemangels

Aktuell gibt es 181.000 versicherungspflichtig Beschäftigte in Siegen, Wittgenstein und Olpe, 15% davon ohne Ausbildung. „Der Anteil der Fachkräfte wird und muss durch die aktuellen Veränderungen steigen. Weiter- und Anpassungsqualifizierung werden immer wichtiger, das ist eine der Lösungen für den Fachkräftemangel: Anlernen, weiterbilden, fördern!“ Eine gute Ausbildung allein reiche nicht mehr, eine erfolgreiche Erwerbsbiografie erfordere kontinuierliche Weiter- und Anpassungsqualifizierung, so Krömer. Solche positiven Entwicklungspfade führen zu einer Bindung ans Unternehmen, eine erfolgreiche Erwerbsbiografie kann so ein Baustein für die Schließung der Arbeitskräfte-Lücke werden – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben.

Doch sollten Qualifikationen des Personals nicht ins Blaue hinein erfolgen, sondern passend zur Unternehmenssituation erfolgen. Es muss ins Bewusstsein gelangen, mit der Qualifikation am Puls der Zeit zu sein, um der Dynamik der Veränderungen standzuhalten und so den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.

Stephanie Krömer

Was sich gerade beim Nachwuchs bewegt

„Die Studienneigung hat im letzten Jahr ganz leicht abgenommen, ist aber weiter hoch“, sagt die Agenturleiterin. Das habe unterschiedliche Gründe, einer sei nach wie vor, dass Gymnasien Schülerinnen und Schüler vorrangig in Richtung akademischer Ausbildung begleiten und neben den Lehrern auch viele Eltern den Weg ins Studium bevorzugen. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre Optionen kennen und ihnen alle Wege skizziert werden.

Auf der anderen Seite des Arbeitsmarkts beobachten die Arbeitsmarkt-Fachleute eine erfreuliche Entwicklung: Die Unternehmen sind umsichtiger und realistischer geworden, auch im Hinblick auf „Talente auf den zweiten Blick“. Es sei immanent wichtig, junge Menschen mit ihren individuellen Potenzialen einzubeziehen, Talente zu erkennen und sie zu qualifizieren.

Stephanie Krömer betont die Notwendigkeit, gemeinsam den Herausforderungen zu begegnen und den Nachwuchs, insbesondere diejenigen, die aufgrund der besonderen Umstände der Corona-Jahre aus dem Fokus geraten sind, nicht zu verlieren. „Es kommt auf jeden jungen Menschen an, denn es scheiden gerade viele Kräfte aus dem Erwerbsleben aus“, so Krömer, „wir brauchen sie hier alle – mit Ihrem individuellen Potential!“

Das „Matching von der Stange“ klappt nicht mehr, deswegen sollte der Personalbedarf zukunftsgerichtet optimiert werden. Gelingen Nachqualifizierung, das Halten der Kräfte in der Region und das Wecken aller vorhandenen Potentiale, nimmt das Einfluss auf die Kraft und die Resilienz der einzelnen Unternehmen und somit der ganzen Wirtschaft. „Dazu muss gemeinsam ganzheitlich gedacht und individuell gefördert werden“, fasst Stephanie Krömer zusammen.

Lesen Sie hier auch die Berichterstattung von LokalPlus
Diesen Rat gibt die Arbeitsmarktexpertin jungen Bewerberinnen und Bewerbern und Fachkräften